„Wir sind die große Wielandschar“
Der Wieland-Chor bereitet 65 Jahre lang Freude
1934 gründen Wieland-Arbeiter einen Werkschor. Zunächst ein reiner Männerchor, tritt er bei Weihnachtsfeiern, Jubilarfeiern und vielen anderen Anlässen auf. Und er unternimmt ab 1950 jährliche Ausflüge – bis ein geändertes Freizeitverhalten 1999 zur Auflösung des Chores führt.
Wer 1934 die Idee zur Gründung des Werkschors hat, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Sehr wahrscheinlich gehört aber Hans Grüner zu den Gründern, ist er doch für die ersten 35 Jahre der Dirigent des Chores, der zunächst nur aus Männern besteht. Den ersten öffentlichen Auftritt absolvieren die Sänger 1935.
Im Dunkel der Geschichte liegt auch der Urheber des Wieland-Liedes, das ein Hohelied auf das Unternehmen und die Verbundenheit der Beschäftigten singt. „Wir sind die große Wielandschar“, heißt es gleich zu Beginn, „sind gute Kameraden, was uns auch bringt das Arbeitsjahr.“ In jeder der drei Strophen des Liedes kommt unverkennbar der Stolz zum Ausdruck, Teil der großen Wieland-Familie zu sein.
Gelegenheiten zum öffentlichen Singen gibt es für den Chor, der nach dem 2. Weltkrieg 1949 wieder zusammenfindet, reichlich: An Weihnachts- und Jubilarfeiern tritt er ebenso in Aktion wie in Altenheimen, in der Uni-Klinik, auf Weihnachtsmärkten oder auf Beerdigungen. Zu den Mitgliedern zählen so klangvolle Namen wie Karl und Dr. Wolfgang Eychmüller oder Harald Kroener, welche sogar zu Ehrensängern ernannt werden.
Zum festen Programm des Wieland-Chores gehören ab 1950 jährliche Ausflüge, meist in die nähere Umgebung. Ins Lenninger Tal und auf die Burg Teck geht es ebenso wie nach Stuttgart, Aalen und Neresheim oder zur Wimsener Höhle, auf den Hohenstaufen oder ins Kloster Lorch. Dass dabei auch nach Herzenslust gesungen wird, kann man noch heute den detaillierten Berichten entnehmen. Schon beim ersten Ausflug stimmt der Chor mit herrlichem Ausblick auf das Lenninger Tal „erfüllt von den Naturschönheiten unserer schwäbischen Heimat, das Lied ‚Dies ist der Tag des Herrn‘“ an.
Relativ spät, erst 1994, singen auch Frauen mit, aus dem reinen Männerchor wird ein gemischter Chor. Dies kann aber nicht verhindern, dass der 50ste Ausflug 1999 nach Bad Schussenried nicht nur wegen des Jubiläums etwas Besonderes wird. Ob die Sänger und Sängerinnen schon ahnen, was die nahe Zukunft bringt, als sie zum Abschluss des Tages „Gute Nacht nun liebe Freunde, sagt Ade, auf Wiedersehen“ anstimmen? Denn wenige Monate später, im Oktober 1999, wird der Wieland-Chor nach 65 Jahren aufgelöst – wegen Nachwuchsmangels.