Unscheinbares Kleinod der Firmengeschichte
Das Glockenbuch aus den Jahren 1781 bis 1869
Im Wieland-Archiv lagert ein Dokument, das weit in die Zeit vor der Firmengründung zurückreicht: Das Glockenbuch von Philipp Jakob Wielands Vorgänger Thomas Frauenlob. Es ermöglicht Einblicke in die kaufmännische Seite des Betriebs – und in das professionelle Arbeiten Wielands auch in diesem Bereich.
Als Philipp Jakob Wieland 1820 die Glockengießerei seines Onkels Thomas Frauenlob übernimmt, gehen nicht nur Einrichtungen und Materialien auf ihn über, sondern auch ein unscheinbares, etwa DIN A4 großes, blaues Notizbuch, dessen handbeschriftetes Etikett es als „Glocken Buch“ ausweist. Auf den ersten Seiten enthält es ebenfalls handschriftliche Notizen und Skizzen zu geometrischen Formen und Winkelberechnungen.
Der wahre historische Wert des Bändchens wird erst nach weiterem Umblättern deutlich. Dort steht in feiner kalligrafischer Schrift: „Glockenbuch von Thomas Frauenlob, glockengießer in ulm anno 1781.“ In weniger kunstvoller Schrift fügt der Genannte hinzu: „auch noch andere wiechtige Sachen in dieses Buch zu schreiben.“
Dabei handelt es sich vornehmlich um Nachkalkulationen von Glocken-Aufträgen. In unregelmäßigen Abständen – und wohl auch nicht lückenlos – erfasst Frauenlob Materialgewichte, Gewichte von fertigen Glocken, Abschlags- und Restzahlungen seiner Auftraggeber sowie gelegentlich das Auslieferungsdatum. Als Grundlage für die Preisbildung scheint überwiegend das Glockengewicht ausschlaggebend zu sein.
Die Eintragungen Philipp Jakob Wielands ab 1820 lassen schnell erkennen, warum er erfolgreicher wird als sein Onkel: Der Jungunternehmer streicht die letzten, den Übernahmezeitraum überschneidenden Notizen seines Vorgängers mit sattem Strich durch und beginnt, für seine Glocken eine neue, bei 1 beginnende Nummerierung. Vor allem aber: In bester Buchhaltermanier stellt er bei seinen Kalkulationen den Einnahmen penibel genau seine „Selbst-Kosten“ gegenüber, zieht sie dann von den Einnahmen ab und erhält so unterm Strich (meistens sind es sogar drei übereinander) unter der Bezeichnung „bleibt meinem Geschäft“ seinen Rohgewinn. Bei Glocken für die Gemeinde Laupheim sind dies beispielsweise 39 Gulden, bei einem Auftragswert von 387 Gulden entspricht das einer Umsatzrendite von 10 Prozent.
Zwar wird das Glockenbuch noch bis 1869 geführt – vermutlich aber eher aus nostalgischen Gründen. Denn seine Buchhaltung hält Philipp Jakob Wieland schon ab 1822 in voluminösen, wesentlich detaillierteren „Cassa-Büchern“ fest. Als eines der ältesten noch erhaltenen Dokumente aus der Geschichte von Wieland zeigt es aber deutlich, worin unter anderem der Erfolg des Unternehmens bis heute begründet ist.