Story-Headerimage
3 min Lesedauer
Story 093 – 1891 – Innovation Geschäftsmodell Prozesse

Mit der Warmwalz-Technologie an die Spitze

Vöhringen wird zum Spezialisten für Bänder und Bleche

Ab 1895 beginnt der konsequente Ausbau der Bänder- und Blechfertigung im Werk Vöhringen. Es entsteht nicht nur das erste Walzwerk mit Dampfbetrieb. Vielmehr wird durch das Warmwalzverfahren auch die Möglichkeit geschaffen, wesentlich breitere Bänder zu produzieren.

Der Ausbau des Standortes Vöhringen zu einem der größten Walzwerke überhaupt beginnt im Grunde bereits 1891. Damals wird dort eine neue Gießerei aufgebaut, um die Gussplatten nicht länger umständlich aus Ulm nach Vöhringen transportieren zu müssen. Dem folgt schon vier Jahre später mit dem Gebäude 9 der Neubau eines weiteren Walzwerkes. Dass sein Dachstuhl aus Metall besteht und mit Wellblech eingedeckt ist, erweist sich als klug – brennt doch im älteren Walzwerk 2 noch im gleichen Jahr der hölzerne Dachstuhl aus.

Viel bedeutender ist aber eine andere Innovation: Das Walzwerk wird nicht mehr mit Wasserkraft, sondern mit Dampf betrieben. Eine Investition, die für weitere Ausbauten und Produktivitätssteigerungen unerlässlich ist. Folgerichtig wird in den kommenden Jahrzehnten nicht nur das Kesselhaus vergrößert, sondern auch das Gebäude selbst, bis es 1929 seine heutige Größe erreicht.

Die Walzmaschinen werden in Gruppen aufgestellt, um von einer Welle angetrieben werden zu können. Liegt die Walzgeschwindigkeit anfangs noch bei 30 Metern pro Minute, steigt sie bei neueren Maschinen ab 1900 auf das Doppelte. Zum Einsatz kommt auch ein Trio-Walzgerüst aus den Beständen der Augsburger Firma Beck, die Wieland 1893 gekauft und 1896 aufgelöst hat. 1899 entsteht mit Gebäude 13 außerdem eine neue Blechschneiderei mit angeschlossenem Versandmagazin.

Speziell zur Fertigung von Bändern entsteht 1929 ein neues Bandwalzwerk (Gebäude 33) mit imposanten 90 Metern Länge und 30 Meter Breite. Hier sollen erstmals Bänder mit 400 oder gar 600 mm Breite im Warmwalzverfahren produziert werden. Erforderlich sind hierzu neben größeren Gussblöcken auch breitere Bänder als Vormaterial. Um sie warmwalzen zu können, wird 1929 in Gebäude 9 eine neue, leistungsfähige Warmwalze des Herstellers Achenbach installiert, die Blöcke im Format 62 mal 90 mal 10 Zentimeter mit einer Geschwindigkeit von 160 Metern pro Minute verarbeiten kann. Die Maschine wird 1932 um die erste Vorwalze speziell für breite Bänder ergänzt. Auf dieser Basis ist es nun möglich, Bänder mit 60 Zentimeter Breite zu walzen – eine Abmessung, die schon bald zum Standardformat wird. So wie sich das Werk Vöhringen bald schon zu einem der größten Walzwerke der Welt entwickelt.

Vöhringen Werk

Die Zustellung der Walzen erfolgt an den frühen Walzwerken noch mittels Handrad. Die Schutzdächer schützen die Bleche gegen Verschmutzung.

Messingwalzwerk

Im Vordergrund die 1899 erstellte Blechschneiderei, dahinter das Messingwalzwerk von 1895. Gut zu erkennen ist der Turm des Bandglühofens.