Mehr als nur eine robuste Formalie
Werksausweise schaffen neben Sicherheit auch Identifikation
Werksausweise mit Foto und Unterschrift regeln ab 1944 den Zugang zu den Wieland-Werken. Sie sind aber auch begehrte Eintrittskarten in eine „Arbeitsheimat“, mit der sich viele Mitarbeiter stolz identifizieren.
Sicher liegen die Gründe dafür, dass Wieland in den 1940er-Jahren aufwändige Mitarbeiterausweise samt Foto einführt, im 2. Weltkrieg. Als „kriegswichtiger Betrieb“ eingestuft, muss das Unternehmen auf Anordnung der NS-Behörden sicherstellen, dass keine Unbefugten das Werksgelände betreten. Zumal Geheimhaltungs- und Sicherheitsaspekte schon vorher nahelegten, dass Mitarbeiter als solche identifiziert werden konnten.
Nun werden aufwändige Ausweise eingeführt, die schon allein wegen ihres stabilen Metallrahmens auffallen. Mitten im Foto des Mitarbeiters ist eine verpresste Öse platziert, die ein Fälschen erschweren soll. Auf der Rückseite wird unmissverständlich vor Missbrauch gewarnt: „Die Aushändigung des Ausweises an Unbefugte zieht strafrechtliche Verfolgung nach sich.“ Außerdem wird gefordert, dass der Ausweis während der Dienstzeit stets mitzuführen und sein Verlust sofort anzuzeigen sei. Wer seinen Ausweis nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht unaufgefordert zurückgibt, macht sich strafbar.
Die von den Mitarbeitern gleich an zwei Stellen unterschriebenen Ausweise können dank der Öse gut sichtbar an der Arbeitskleidung getragen werden. Und sie werden offenbar überwiegend nicht als „lästiges Übel“ betrachtet, sondern auch als ein sichtbarer Ausweis von Zugehörigkeit und Identifikation. Teil der „Wieland-Familie“ zu sein und bei dem Unternehmen nicht nur eine Beschäftigung, sondern eine „Arbeitsheimat“ gefunden zu haben, erfüllt die meisten „Wieländer“ mit Stolz. Dies erklärt auch, warum noch heute viele Familien die alten Werksausweise der Eltern oder Großeltern nicht nur wegen der nostalgischen Fotos sorgfältig aufbewahren.