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Historie und Verantwortung – Die Wieland-Werke 1933–45

Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs waren auch für die Wieland-Werke AG eine schwierige Zeit, für die das Unternehmen historisch um seine Verantwortung weiß. Als Hersteller von NE-Halbzeugen erfuhr Wieland von Seiten der Behörden eine Vorzugsbehandlung, musste sich aber dennoch unermüdlich für den Fortbestand und Schutz des Unternehmens und dessen Mitarbeiter einsetzen.

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Story 186 – 1945 – Menschen

In Worte gefasste Zerstörung

Ein Mitarbeiter erinnert sich an die Bombardierung 1945

Ein Mitarbeiter bringt seine Erlebnisse des Fliegerangriffs vom 1. März 1945 detailliert zu Papier – und hinterlässt so einen bedrückenden Zeitzeugenbericht, der noch heute unkommentiert für sich spricht.

„Heute ist ein wunderschöner wolkenloser Vorfrühlingstag. Gerade solch‘ schöne Tage werden in letzter Zeit für Angriffe gerne benützt. Man ist aber immer etwas zuversichtlich und glaubt nicht so recht an einen nochmaligen Großangriff auf Ulm, denn der Angriff am 17. September 1944 hatte doch schon im Zentrum der Stadt ganze Arbeit geleistet.“

„Was etwas nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass das gesamte Industriegebiet im Osten der Stadt bisher von Angriffen verschont blieb. Tatsächlich wenige Minuten vor 13 Uhr ist Fliegeralarm. Über Schelklingen werden bereits weitere Verbände im Weiterflug Richtung Ost gemeldet. Genannte Meldung ist kaum eingegangen, als schon einige Detonationen den Keller durchschütteln. Die an den Fenstern angebrachten Holzblenden werden aufgerissen, das Licht erlischt und aus dem uns gegenüberliegenden Raum hört man schon Hilferufe.“

„Rasche Hilfe ist dringend nötig. Eine Sprengbombe hatte in dem Hof zwischen Geb. 5 und 13 eingeschlagen und die Wand des Luftschutzraumes eingedrückt. Die beiden Brandwächter können rasch unter den Trümmern hervorgeholt […] werden. Als Dritter wird der Holländer Jan Don, leider nur noch als Leiche, geborgen.“

„Der ganze Angriff dauerte etwa 45 Minuten. Als wir endlich den Schutzraum über den Notausstieg verlassen können, […] bietet sich uns ein trostloses Bild. Die gegenüberliegende Schreinerei mit anschließendem Kistenschuppen und Bretterlager brennen lichterloh. Mein Weg […] führt mich zum Verwaltungsgebäude. Auch hier ein trostloses Bild. Die Empfangshalle übersät mit herabgefallenem Verputz, Trümmern der Türenverkleidungen und der Metalltüren. […] Der Dachstock des Verwaltungsgebäudes und das nächste Stockwerk des alten Teiles stehen in Flammen.“

„Auf vielen Umwegen […] kommt uns unsere Vöhringer Feuerwehr zu Hilfe. Inzwischen sind größere Brände im Dach der Halle Geb. 23 entstanden, die vielen, auf der Versandrampe im Innern der Halle lagernden, Kisten geben eine reiche Nahrung.“

„Die aktive Brandbekämpfung dauert bis etwa gegen 2 Uhr früh an. Bei einem Rundgang stellen wir fest, dass unsere Halle […] größere Schäden durch Bombentreffer aufweist. Auch die Straße zwischen Geb. 18 und Vergütungsanlage ist vollkommen unbegehbar und bis etwa 1 m Höhe mit Trümmern bedeckt. Lange Zeit nach den schon einsetzenden Aufräumungsarbeiten werden immer noch große Mengen von Stabbrandbomben aufgefunden.“

Ulmer Werk nach dem Bombenangriff

Mehr als 70 Prozent aller Gebäude des Ulmer Werkes werden bei dem Bombenangriff am 1. März 1945 in Mitleidenschaft gezogen.

Ulmer Werk nach dem Bombenangriff

Die Produktion kommt nach der Bombardierung vollkommen zum Erliegen. Auch deshalb, weil es an Material und Strom mangelt.

Luftbild Ulmer Werk nach dem Bombenangriff

Wenige Tage nach dem Luftangriff macht die amerikanische Luftaufklärung dieses Foto. Das Wieland-Areal am oberen Bildrand ist zu Dokumentationszwecken kenntlich gemacht.