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Story 166 – 1952 – Geschäftsmodell Produkte

Erfolgreiches Intermezzo auf dem Bau

Das Kommen und Gehen der WICONA Leichtmetallprofile

Im Bauboom der Wirtschaftswunderjahre erfreuen sich die WICONA-Systemprofile aus Leichtmetall guter Markterfolge, vor allem im Bereich des Fensterbaus. Dass sich Wieland später wieder von diesem Produktbereich trennt, hat ausschließlich strategische Gründe.

Es ist keine lange vorgeplante strategische Entscheidung, die Wieland in den Markt der Bauprofile einsteigen lässt, sondern schlicht ein Gebot der Stunde: Nach Einführung der D-Mark im Juni 1948 beginnt ein Aufschwung, der später als Wirtschaftswunder in die Geschichte eingehen wird. Ein enormer Nachholbedarf führt nicht zuletzt auf dem Bausektor zu einem nie dagewesenen Boom.

Es bietet sich förmlich an, mit gepressten Aluminiumprofilen an diesem aufstrebenden Markt teilzuhaben. Der Einstieg erfolgt mit Vitrinen-, Schaufenster- und Rollladenprofilen sowie mit Aluminium-Regenschutzschienen für Holzfenster. 1952 wird die Marke WICONA (Wieland Constructions-Elemente aus Aluminium) ins Leben gerufen. Sie bietet neben ausgeklügelten System-Profilen auch frei wählbare Profile nach Kundenwunsch. Und das nicht nur für das Bauwesen, sondern etwa auch für die Automobil- und Aufzugsindustrie.

Umfasst der WICONA-Katalog 1958 noch 51 Seiten, so füllt das Angebot gut zwei Jahrzehnte später bereits ein Buch mit 350 Seiten. Neben reichlichem Zubehör wird jetzt auch ein Fenstersystem mit Wärmedämmung angeboten. Dennoch steht Wieland in den 1980er-Jahren vor einer schweren Entscheidung: Im Vergleich zum Wettbewerb ist man in diesem Bereich ein relativ kleiner Anbieter, müsste also zur Gewinnung neuer Marktanteile enorme Investitionen tätigen. Außerdem wird der Platz in Vöhringen knapp – auch für die Verarbeitung für Kupferwerkstoffe. Und: Die Vermischung der Leichtmetallwerkstoffe mit den Bunt- und Schwermetallen ist über die gesamte Prozesskette unbedingt zu vermeiden, was nur mit enormem Aufwand gewährleistet werden kann.

1988 wird deshalb eine strategische Entscheidung getroffen: Die Abteilung WICONA Bausysteme wird in eine eigenständige Gesellschaft ausgelagert, die wenig später an die norwegische Norsk Hydra verkauft wird. „Eine gute Entscheidung“, sagt der langjährige Vorstandsvorsitzende Harald Kroener, „weil Aluminium beim norwegischen Konzern ein wesentlich besseres Zuhause gefunden hat als bei Wieland – und Wieland konnte sich gleichzeitig auf die Kupferwerkstoffe konzentrieren und da die Entwicklung voranbringen.“

Immerhin: Die neuen Eigentümer errichten in der Nähe von Vöhringen ein neues Aluminiumpresswerk und übernehmen neben einem Großteil der Anlagen auch die meisten Mitarbeiter von Wieland.

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Wieland Werke AG

Auszug Prospekt 1956

1956 umfasst der WICONA-Katalog bereits ein breites Sortiment. Neben standardisierten Systemprofilen werden aber auch individuelle Anfertigungen nach Kundenwunsch realisiert.

Auszug Prospekt

Ein früher Prospekt preist WICONA als die „schöne und konstruktiv einfache Verbindung von Glas und Metall“ an, zusammen „mit Architekten und Metallbauern entwickelt und erprobt.“