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Story 001 – 1820 – Menschen Service Geschäftsmodell

Starker Start: „Empowering Success“ anno 1820

Philipp Jakob Wieland übernimmt den Betrieb seines Onkels

„Ueberhaupt verfertige ich auf Verlangen jede Gußarbeit von Metall und Messing.“ Mit dieser ebenso selbstbewussten wie kundenorientierten Aussage gibt „Phil. Jak. Wieland, Kunst und Glockengießer“ am 19. Oktober 1820 im Ulmischen Intelligenzblatt die Eröffnung seines Betriebes bekannt.

Der 27-jährige Gründer macht damit von Anfang an klar, wo seine Prioritäten liegen: in der Erfüllung von Kundenwünschen, mögen sie auch noch so speziell sein. Diesem Ziel dient auch die breite Produktpalette. So bietet er neben vielem anderen Feuerspritzen, Wasserleitungen, Bierpumpen, Ventile, Bügeleisen, Mörser, Lager sowie Leuchten an – und natürlich auch Glocken.

Das vielseitige Angebot unterscheidet den Jungunternehmer von seinem Vorgänger Thomas Frauenlob. Dieser, früherer Lehrherr und Onkel von Philipp Jakob Wieland, hat die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende Glockengießerei in der Ulmer Rosengasse 1781 nach dem Tod seines Vaters übernommen. Damals ist der Handwerksbetrieb als „publike Glockengiesserey“ noch im Besitz der Reichsstadt Ulm, Frauenlob nur der Pächter. Erst 1805 erwirbt er, mittlerweile Vorsitzender der „Ehrbaren Schmidzunft“, den Betrieb „mit Einschluss des publiken Handwerkszeugs“ für 3000 Gulden.

Weniger geschäftstüchtig und innovativ als sein späterer Nachfolger, kommt er immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten. Wohl auch deshalb verkauft er 1809 den Betrieb an seinen Schwager Jakob Wieland. Der ist wohlhabender Goldochsenwirt – und Vater von Philipp Jakob Wieland. Der Filius macht gerade eine Lehre beim Onkel und bekommt – man höre und staune – die Glockengießerei zur Konfirmation geschenkt. Mehrmals noch muss der brave Glockengießer Frauenlob Geld von seinem Schwager leihen, der 1820 in einem Brief an seinen Sohn Philipp Jakob klagt: „Ich habe unserem Frauenlob seit 10 – 12 Jahren doch bis 1800,- Gulden vorgestreckt … die der Frauenlob entlehnt hat u. nicht bezahlen kann, ich darf … den Kredit des Giesshauses nicht fallen lassen wegen Deiner, sonst ist alles verloren.“

Die Darlehen an Frauenlob plus dessen Verbindlichkeiten an andere Gläubiger werden im August 1820 mit 6400 Gulden taxiert. Genauso hoch vereinbaren die Parteien den momentanen Wert des Betriebes – der deshalb durch Übernahme aller Schulden an Philipp Jakob Wieland übergeht.

Der macht sich sofort daran, alles anders zu machen als sein glückloser Onkel. Dazu gehört nicht nur das Gießen besonders kunstfertiger Glocken, sondern vor allem die Ausweitung des Produktportfolios. Und seine rege Innovationstätigkeit, die bereits 1822 in das erste Patent für eine Feuerspritze mündet.

Historische Eröffnungsanzeige

Eröffnungsanzeige im Ulmischen Intelligenzblatt von 1820.

Historische Glocke von Wieland

Ein eindrucksvolles Beispiel seines Könnens gibt Philipp Jakob Wieland 1835 mit der Glocke für die Kirche in Neenstetten ab. Sie ist heute im Wieland-Verwaltungsgebäude in Ulm zu bewundern.

Auszug Kaufvertrag Glockengießerei 1822

Schwarz auf Weiß: Wieland erwirbt – amtlich festgehalten erst 1822 – die Glockengießerei seines Onkels durch „Übernahme sämtl. Schulden, … somit wäre die Schuld ausgeglichen.”