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Story 057 – 1810 – Menschen

„Glaubst Du, man könne in der Welt alles haben?“

Philipp Jakob Wieland und die Kunst

Der Firmengründer ist nicht nur ein findiger Metallurge und visionärer Unternehmer. Er ist auch ein hochgebildeter, belesener und an Kunst interessierter Mann. Mehr noch, er macht sich philosophische Gedanken und schreibt sogar Gedichte – die der Nachwelt glücklicherweise erhalten bleiben.

Dass Philipp Jakob Wieland schon als junger Mensch gerne und oft das Theater und die Oper besucht, wissen wir aus seinen Wandertagebüchern. Auch seine reichhaltige Bibliothek ist dokumentiert – man darf getrost annehmen, dass er die Bücher nicht nur besessen, sondern auch gelesen hat.

Musikalisch ist er obendrein, auf Wanderschaft spielt er immer wieder Flöte. So gesehen ist es kein Wunder, dass er Zeit Lebens an Kunst, vor allem an Literatur und Musik interessiert ist. Mehr noch, er hält viele Gedanken in insgesamt drei Notizbüchern fest, die er mit dem Titel „Samlung von einige Sprüchwörter“ überschreibt. Viele der dort niedergeschriebenen Aphorismen und Lebensweisheiten hat er wohl nicht selbst verfasst, sondern lediglich notiert. Manche stammen wohl aber auch von ihm selbst, sicher jedenfalls die Gedichte, die er unter der Rubrik „Meine poetischen Versuche“ zu Papier bringt.

Bemerkenswert ist zudem, dass seine ersten Aufzeichnungen aus dem Jahr 1810 stammen – da ist er gerade einmal 17 Jahre alt und noch Glockengießerlehrling. Allen seinen Notizen ist gemeinsam, dass sie hohe ethische Werte und ein stark ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringen: „Nichts sei dir heiliger als die Erfüllung eines Versprechens, zumahl wenn es dem Nothleidenden gegeben ist. Der Edle vergißt im eignen Glück das Unglück seiner Brüder nicht“ schreibt er gleich auf der ersten Seite. Oder: „Sobald man auf andern Wegen das Geld sucht, als durch Arbeit, ist man verloren.“

In die gleiche Richtung gehen Aphorismen wie „Seine Schwäche kennen, ist die höchste Wissenschaft“ oder „Die gute Gesellschaft wird durch die Sitten bestimmt“.

In lyrischer Form fasst Philipp Jakob Wieland seine Lebensweisheit so in Worte:

„Laster, Sinnlichkeit und Phantasey können keinen Menschen glücklich machen.
Wir sind nicht, wie das Vieh, blos Körper, die verwessen.
Es lebt in unserem Leib‘ ein Geist von edlerm Wesen.
Verpflegt ein Sterblicher sein schlechten Theil allein
Und seine Seele darbt, wie kann er glücklich sein?
Das höchste Glück ist nicht, wo noch Begierden, Klagen,
Noch hungrig, unvergnügt, an einer Seele nagen
Und ein erlaubter Trieb, den die Natur gesäugt,
Sich unbefriedigt fühlt, und nur gezwungen schweigt.“

Was seine Geschäfte angeht, bringt er seine Philosophie unter „Nro. 62“ schon früh so auf den Punkt: „Jedes Ding hat seine Zeit, und diese muß man zu treffen verstehn.“

Handgeschriebenes Gedicht Philipp Jakob Wieland

„Laster, Sinnlichkeit und Phantasey…“ – das im Text zitierte Gedicht von Philipp Jakob Wieland in seiner Handschrift.

Auszug Dankesbrief Verein für Kunst und Alterthum 1846

Förderer der Kunst: Der „Verein für Kunst und Alterthum“ bedankt sich 1846 bei „Euer Wohlgeboren“ für die „steinernen Figuren“, die Philipp Jakob Wieland dem Verein geschenkt hat.